1897 -
Leipzig [u.a.]
: Bibliogr. Inst.
- Autor: Geistbeck, Alois
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Skandinavien. Rußland. 49
des Staates, von denen aus die Erzeugnisse des Festlandes wie des Meeres für den Handel ver-
frachtet werden, mußten sich hier entwickeln: Christiania, Stavanger, Bergen, Drontheim,
Hanimerfest (5.
Den Hauptkörper des Landes bildet ein Urgesteinsplateau, das sich sehr allmählich gegen
Schweden hinabsenkt. Der breite Rücken desselben heißt das Fjeld (5. \70), eine flachwellige
Ebene mit vereinzelten bedeutenden, kupxenförmigen Erhebungen, z. B. dem Sneehättan,
2306 m. Das Fjeld selbst ist fast überall eine öde Gegend, eine nackte, vegetationsarme Felsen-
wüste, da schon bei ^000 m Höhe die obere Waldgrenze liegt. Es ist nur ganz schwach besiedelt.
In weiter Erstreckung überziehen es mächtige Firn- und Gletscherdecken (S. \70), ohne daß
dieselben jedoch bis zum Meeresspiegel herabsteigen. In ihnen sehen wir die letzten Überreste
der einstigen allgemeinen Vergletscherung, die sich von hier aus über den größten Teil von
Nordeuropa ausbreitete und bis an den Fuß der deutschen Mittelgebirge reichte. Mit jener
Vereisung hängt auch die letzte Ausgestaltung der Fjorde zusammen. Sie sind höchst wahr-
scheinlich unter das Meer getauchte Festlandsthäler, die später von gewaltigen Gletscherstrvmen
erfüllt wurden, deren Moränen am unteren Ende der Fjorde, vom Meere überflutet, liegen.
Das schwedische Flachland hat einen einförmigen Charakter. An der flachwelligen
Oberfläche steht überall das harte, von den alten Gletschern polierte Gestein (Gneis, Glimmer-
schiefer) an, das nur eine dünne Ackerkrume deckt. Glatter Wiesenboden fehlt gänzlich. Der
Wald nimmt den größten Flächenraum ein. «Line Menge paralleler Flüsse mit Seen und
Stromschnellen durchzieht das Gebiet in südöstlicher und südlicher Richtung (S. J7j), doch sind
dieselben trotz ihres Wasserreichtums, eben wegen der unregelmäßigen Gestaltung der Fluß-
sohle meist nicht schiffbar.
Die Küste Schwedens ist niedrig, wenn auch durchgehends felsig; größere fjordartige Ein-
schnitte sind selten. Dagegen ist sie mit Ausnahme der Südspitze überall mit einem Gewirr
zahlloser kleiner Inseln und Klippen aus Urgestein, den sogenannten Schären, umgeben, die,
von: ehemaligen Gletschereise abgeschliffen, meist rundhöckerige Formen besitzen. Einige davon
sind nicht größer, als daß eine Möwensamilie eben j?latz darauf fände, andere messen sich an
Umfang mit Rügen, etliche zeigen den blanken Granitfels, andere schmücken dichte Wälder.
Die meisten sind unbewohnt, auf wenigen nur gewahrt man die ärmlichen Hütten von Fischern
oder Lotsen. Auf der Inselflur, die den Mälarsee von der Ostsee trennt, breitet sich in Herr-
licher Lage Stockholm (265,000 Einwohner, S. \72) aus, der Brennpunkt des schwedischen
Handels und Gewerbefleißes sowie des geistigen Lebens der Nation. An den Uferstraßen der
Altstadt entfaltet sich das lebhafteste Getriebe; hier liegt nicht selten eine Flottille von Schiffen
aus allen Nachbarländern, hier sind die (Quartiere der Großkausleute, die Börse und der Markt.
Über die Häusermenge der Altstadt ragt das kolossale, quadratische Nesidenzschloß auf, ein
Bauwerk des vorigen Jahrhunderts. Die Nordstadt ist der Sitz der großen wissenschaftlichen
Institute und Sammlungen und überhaupt der vornehmste Teil der Stadt. Belebt wird das
Städtebild Stockholms durch Hunderte von kleinen beflaggten Dampfschaluppen und Kähnen,
die nach allen Richtungen über die Wasserfläche hinschießen, um die Teile der Inselstadt mit-
einander in Verbindung zu erhalten, sowie durch die unvergleichlichen Reize des Mälarsees,
dieses merkwürdigsten aller Seen, der mit seinen J500 Inseln, seinen Sunden und Buchten
einem wahren Labyrinthe von Fels und Wasser gleicht.
Xiv. Rußland.
Endlosigkeit ist die merkwürdigste Eigentümlichkeit des ungeheuren Zarenreiches, dessen
Gebietsumfang größer ist als der des ganzen übrigen Europa. Eudlos, in europäischem
Siitne, sind seine Wälder, die nahezu die Hälfte des Bodens bedecken, endlos die üppigen
Getreidefelder der sogenannten Schwarzen Erde, endlos die Steppen, die sie im Süden be-
grenzen, endlos auch die Ströme, die die Verbindung der weitläusigen Ländereien herstellen.
A. Geistbeck, Geogr. Bilder--Atlas, Europa. cl
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Rußland. 5\
Wolga int Norden und Osten erfüllt. Hier liegt im Mittelpunkte des Reiches das „heilige"
Moskau (800,000 Einwohner), der geistige und wissenschaftliche Brennpunkt des echten, un-
verfälschten Russentums, das sich jeglichem westeuropäischen Einfluß feindlich gegenüberstellt.
Die Stadt dehnt sich weit um das Nationalheiligtum, den Kreml, aus, der mit seiner orienta-
lischen Pracht der Paläste und Kirchen ein sprechendes Zeugnis für die halbasiatische Kultur
Rußlands gibt. Durch seine zentrale Lage und begünstigt durch die von allen Seiten sich er-
schließenden Wasserstraßen ist Moskau früh ein Sitz der Industrie und des Handels geworden
und nimmt in ersterer Einsicht für das ganze Reich eine führende Stellung ein.
Die Moskwa abwärts führt die Wasserstraße zur Gka, dem zweiten, das Zentrum des
Landes durchziehenden Hauptquellarme der Wolga, mit der sie sich bei Nishnij Nowgorod
(73,000 Einwohner), der berühmten Messestadt, vereinigt (S. J7^). Der äußerst günstigen
Lage an den beiden großen Flüssen verdankt die Stadt ihre Bedeutung für den Handel zweier
Erdteile. Malerisch breitet sich die Oberstadt mit ihren sauberen Straßen und stattlichen Ge-
bänden am rechtsseitigen Hochufer der Wolga aus, das an 200 in den Wasserspiegel der beiden
Ströme überragt. Die Unterstadt am Wasser bilden Handelsstraßen und die Landeplätze
für die Dampfer. Auf imposanter Holzbrücke geht es über die mächtige Oka, die hier, wie
die Wolga, fast einen Kilometer breit ist, zur Messestadt zwischen Gka und Wolga. Die Mehr-
zahl der Däuser dieses Stadtteils sind kleine, ein- oder zweistöckige Gebäude aus Stein, zwischen
denen vereinzelt größere Bauwerke, Lagerräume, Hotels oder öffentliche Gebäude über die
Masse emporragen. Geradezu unbeschreiblich ist das Gewühl der Kaufleute und Händler, die
hier aus dem Grient und Gccident sich ein Stelldichein geben. Wiewohl infolge der Zunahme
und Erleichterung der Verkehrsmittel und Verkehrswege der Umfang der Messe (wie der aller
ähnlichen großen Handelsmärkte) in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat, so werden doch
immer noch in den wenigen Herbstwochen 200 — 500 Millionen Rubel umgesetzt.
Vier und einen halben Tag währt die Fahrt von Nishmj bis ans Kaspische Meer, wie
bei allen russischen Flüssen, so hat man auch an der Wolga rechts das Berg- (S. 1(75), links
das Wiesenufer, eine niedere, endlos breit sich hindehnende Ebene, die abwechselnd wiese,
Feld oder Heide trägt. Ihre größte Breite erreicht die Wolga in der Gegend von Saratow,
\900 m, ihre Tiefe schwankt zwischen ^ und 32 m. Bald unterhalb Nishnij Nowgorod wird
es still auf dem Strom, weit und leer dehnt er sich vor dem Beschauer aus. Nur selten be-
gegnet einem ein Passagierdampfer, selten auch ein kleiner Schlepper, der eine Reihe von
Frachtkähnen hinter sich her zieht. Boote oder kleinere Schiffe, die die Fläche beleben könnten,
fehlen gänzlich. Die Städte liegen weit voneinander. Aber gerade in diesem Bilde offenbart
sich am deutlichsten Rußlands Natur, seine kolossale Größe und Einfachheit, und diese Momente
wirken erhebend auf den Menschen durch das Majestätische, das in ihrer Ruhe und in ihrer un-
absehbaren weite und Breite liegt. Friede senkt sich da auch in das Gemüt, und man empfängt
den Eindruck einer ergreifenden, imposanten und eigenartigen Naturschönheit. Dazu kommt noch,
daß „Mütterchen Wolga" mannigfach mit der Geschichte, Sage und Poesie des russischen Volkes
verknüpft ist, ähnlich unserem „Vater Rhein". Auch jetzt noch ist die Wolga die Hauptverkehrs-
ader Rußlands zwischen Grient und Gccident, und über 20,000 Schiffe aller Art dienen diesem
großen Güteraustausch. Beisamara beginnt dann der großeschienenweg, der überufa zu den
sibirischen Ländereien hinüberführt, und dessen Ende am Gestade des Stillen Gzeans liegen wird.
Ostlich und südlich von Samara breitet sich die Steppe aus in endloser Ode und Dürre;
gegen Westen aber zieht der breite Streifen der wundersam ergiebigen „Schwarzen Erde"
hin, der bis Kiew am Dnjepr reicht und die Getreidekammer Rußlands ist. Daher ist Sa-
mara auch wichtig als großer Getreidemarkt.
was Moskau in politischer, Nishnij Nowgorod in merkantiler Einsicht, ist Ki ew (S. \75)
in religiöser Beziehung für Rußland. Es ist die wiege des Christentums im Zarenreiche und
sein besuchtester Wallfahrtsort. Stolz thront das prächtige Alt-Kiew mit seinen Festungswerken
und zahllosen Golddächern der Kirchen auf dem etwa 50 rn ansteigenden Hochufer des Dnjepr,
während die blauen Fluten des 700 — 800 rn breiten Stromes die tiefer gelegenen Teile der
Stadt, das Handelsquartier, bespülen.
Den südlichsten Teil des Reiches endlich erfüllt die Steppe (S. J76), wo die Kosaken un-
gehenre Werden von Pferden, Rindern, Schweinen und Schafen züchteil. Die dürre, baumlose
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Das westelbifche Tiefland.
Die Lage von Hamburg (S. (05) ist denn auch höchst günstig; Fluß und Meer sind seine
Lebensadern. Das Meer weist die Hamburger nach den jenseits des Ozeans gelegenen Län-
dern, die Elbe und ihre Nebenflüsse verbinden die Stadt mit überaus Produktenreichen Ge-
bieten Deutschlands und Österreichs. Hamburgs Handel übertrifft denjenigen aller Rontinen-
talhäfen und steht in Europa nur London und Liverpool nach. Über 20,000 Schiffe laufen
jährlich ein und aus, und der wert der Ein- und Ausfuhr beträgt zwischen 3 und Milliarden.
Das Wunder Hamburgs ist sein Laasen. Die Phrase vom „unübersehbaren Mastenwald"
wird hier zur Wahrheit. Alle Fleets sind gefüllt mit Schiffen, in der breiten Elbe liegen doppelte
und dreifache Schiffsreihen nebeneinander, und kleine Dampfer winden sich unaufhörlich
zwischen xalastähnlichen Schiffskolossen und stolzen Dreimastern hindurch, um deu Verkehr
zwischen den einzelnen Teilen des Hafens zu vermitteln, wunderbar sind die Einrichtungen
zum Löschen und Laden der Güter, unbeschreiblich ist das bunte Getriebe der Arbeiter, der
Ankommenden und Abfahrenden. Stundenweit ziehen die Raianlagen mit ihren riesenhaften,
5—6stöckigen Lagerhäusern, Zollgebäuden, Dampfkranen und Eisenbahngeleisen hin. Beson-
ders von der neuen Elbbrücke aus (S. (06), deren portal eine Hauptsehenswürdigkeit des
Hafens ist, hat man einen vortrefflichen Ausblick auf das ganze Hafengebiet. Große Schiff-
fahrtsgesellschaften haben in Hamburg ihren Sitz. Die bedeutendste davon ist die „Hamburg-
Amerikanische paketfahrt-Aktiengesellschaft", die allein über 50 große Gzeanschiffe verfügt,
unter denen der Schnelldampfer „Fürst Bismarck" (S. (05) eines der größten und schnellsten
ist. Dieses Schiff mißt (60 m in der Länge, und seine Maschinen besitzen eine Stärke von
(6,000 pferdekräften. Seine Räume zeigen eine fürstliche pracht und fassen (000 Personen.
An 5 Millionen Mark kostete die Herstellung dieses schwimmenden Palastes. Neben dem Hafen
bringen die Glanzbauten der Stadt, die Nikolaikirche, das neue Rathaus (S. (06), die Börse,
die Runsthalle, die Lombardbrücke zwischen der Außen- und Binnenalster, die paläste, die die
letztere, und die Landhäuser und Parkanlagen, die die erstere umgeben, den Reichtum dieses
ruhmvollen Gemeinwesens deutlich zum Bewußtsein. Die eigentliche Stadt mit ihren (5 un-
mittelbar angebauten Vororten zählt 626,000 Einwohner. Nimmt man aber Altona mit
(50,000, Wandsbeck, Schiffbeck und Harburg dazu, so erhält der ganze, einheitlich zu beur-
teilende wohnplatz der Elbe-Hafenstadt annähernd ( Million Einwohner.
Neben Hamburg glänzt als zweiter deutscher Seehandelsplatz an der Nordsee Bremen
an der Trichtermündung der Weser mit (^2,000 Einwohnern. Das Hinterland Bremens
bildet das Produktenreiche Weser-, Main - und Donaugebiet, seine Schiffahrtsverbindungen
sind am regsten mit Amerika und stellen in dieser Hinsicht selbst Hamburg in Schatten, erstrecken
sich aber auch auf Afrika, Gstasien und Australien. Bremen ist der Sitz der größten deutschen
Schiffahrtgesellschaft, des Norddeutschen Lloyd, dessen mit allem Luxus der Neuzeit aus-
gestattete Dampfer von keiner außerdeutschen Schiffahrtsgesellschaft übertroffen werden.
Bremens Umsatz dürfte etwa ein Drittel von den: Haneburgs betragen.
was Hamburg für Deutschland, ist Amsterdam (S. (07) für Holland und Antwerpen
(S. (07) für Belgien geworden; beide sind die Haupthandelsplätze der betreffenden Länder.
Das schöne und turmreiche Amsterdam, die Residenzstadt der Niederlande, mit ^50,000 Ein-
wohnern, liegt in einer westlichen Bucht der Zuidersee, dem X}, und ist größtenteils auf Pfählen
erbaut. Der Lastverkehr innerhalb der Stadt geschieht zumeist auf den sogenannten Grachten,
d. h. auf den eingedämmten Mündungsarmen der Amstel und auf Kanälen, die Amsterdam
zum „nordischen Venedig" stempeln. Die größte dieser Wasserstraßen, die Binnenamstel (s. Ab-
bildung), durchzieht die Stadt von Süden nach Norden und führt an Ulmen- und Linden-
anlagen, mittelalterlichen Raufhäusern und schönen Privatgebäuden vorüber zum königlichen
palais im Herzen der Stadt.
Antwerpen, die zweitgrößte Stadt Belgiens mit 257,000 Einwohnern, ist ein Flußhafen-
platz wie alle größeren Seestädte an der deutschen Rüste. Durch Napoleon I., der zur Ver-
nichtung des englischen Handels aus Antwerpen ein kontinentales London schaffen wollte,
erhielt es großartige Dockbauten, die später noch wesentlich vervollkommt wurden. Außer
für den eigentlichen belgischen Handel spielt Antwerpen besonders für den deutschen Transit-
Handel eine sehr große Rolle. Die mittelalterliche Blüte der Stadt bezeugen das Rathaus
(s. Abbildung, S. (07), das Osterlingshaus (das Lagerhaus der Hansa) u. a.
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Marsch. Geest. Lüneburger Heide. Das ostelbische Tiesland. 3j,
Tiefe ihrer Häsen, die hier durch keine Gezeiten erhöht wird, erklärt, warum seither die
deutschen Rüstenplätze an der Ostsee sich in geringem Maße am eigentlichen transozeanischen
Handel und Verkehr beteiligten und die wichtigsten unter ihnen ihre Bedeutung vorwiegend
dem Verkehr mit den Gestadeländern der Ostsee verdanken, war dieses Binnenmeer auch
den großen Weltverkehrswegen entrückt, so begünstigte seine Beschaffenheit um so mehr die
Entfaltung des deutschen Handels in seiner Jugendzeit. Der Mangel einer Flut und ihrer
Gefahren, zahlreiche große und kleine Buchten, Gestadeinseln und die Mündungen schiffbarer
Flüsse unterstützten und förderten die Seeschiffahrt in ihren ersten Anfängen, und so wurde die
Ostsee der merkantile Mittelpunkt für Nordeuropa im Mittelalter. Die Ostsee war der Aus-
gangspunkt, die Wiege der Hansa, Lübeck das Haupt derselben.
Mit dein Aufblühen Preußens und dem glanzvollen Aufschwungs des neuen Deutschen
Reiches erhob sich in der Ostsee neuerdings das stolze Banner einer jungen deutschen Flotte,
und der jüngst eröffnete Kaiser Wilhelm-Kanal, der die Ostsee den Welthandelsplätzen des
Atlantischen Ozeans näher rückt und eine Vereinigung der Interessen der Nord - und Ostsee
ausdrückt, wird auch den stilleren Gestaden der Ostsee neue Lebenskräfte zuführen und ein
Zeitalter neuer Handelsblüte für diese deutschen Rüstenstädte einleiten.
Die Rüste des Baltischen Meeres hat vielfach andere Beschaffenheit als die der Nordsee.
Zahlreiche und fruchtbare Eilande umsäumen die Ostküste Iütlands und bilden ein natür-
liches Bindeglied zwischen Deutschland und Skandinavien. Seeland ist die größte dieser Inseln,
und auf ihr erblühte die Hauptstadt Dänemarks, Kopenhagen (376,000 Einwohner, 5. ^09),
in außerordentlich günstiger Lage zwischen zwei Meeren und zwei Ländern.
vom Rleinen Belt zieht die deutsche Rüste bis Lübeck südwärts. Aus dieser Strecke ist sie
eines der lieblichsten und schönsten Meeresgestade der Erde. Fast überall erheben sich hier
schönbewaldete Hügel, in welche sich tiefe Buchten hereinziehen, in deren Hintergrund, den
größten Schiffen erreichbar, sich die Hafenstädte ausbreiten. So ist die Lage der schleswigischen
Orte Hadersleben, Apenrade, Flensburg, Schleswig, der holsteinischen Städte Eckernförde und
Riel. Diese Stadt hat den schönsten Hafen der ganzen deutschen Ostseeküste und einen der
besten Häsen der Welt. Die \0 km lange und bis \3 km breite Rieler Föhrde vermag die
gesamte deutsche Rriegsflotte aufzunehmen und ist daher zur Hauptstation der deutschen Ma-
rine in der Ostsee umgeschaffen und stark befestigt worden.
Die flache Dünenküste weiter gegen Osten verfolgend, erreichen wir das Eiland Rügen,
das „Juwel der Ostsee" (S. ^0). Sie ist ein Glied jenes landschaftlich so reizvollen Archipels,
der als eine natürliche Brücke zwischen der Halbinsel Iütland und Südschweden hinzieht. Die
Insel ist der Überrest einer flachwelligen Ebene, die Schweden und Dänemark einst verband,
durch eine Senkung des Bodens aber zerstückt wurde. Wo das Meer hart an die steil abfallen-
den Rreidefelsen der Insel herantritt, wie an der Nordspitze Rügens, auf Arkona, oder auf
der Gstseite bei Stubbenkammer (s. Abbildung), da entstehen Naturbilder, deren Schönheit
mit der der italienischen Gestade wetteifert. Wellen und Wetter meißeln ununterbrochen an
diesen über hundert Meter hohen Vorgebirgen. In der Abgeschiedenheit der Inselwelt haben
sich Erinnerungen an die heidnische Götterwelt besser erhalten als auf dem benachbartem
Festlande, und der Volksmund weiß von alten Opfersteinen, Hünengräbern und erratischen
Blöcken mit sogenannten Blutrinnen gar vieles zu erzählen. Auch im Inneren bietet Rügen
eine freundliche Landschaft: liebliche Wiesengründe, fruchtbare Felder, prächtige Buchen- und
Eichenhaine, altertümliche Siedelungen. Was aber all diese Vorzüge wie mit einem verklä-
renden <z>auber umgibt, das ist der freie Blick auf das offene Meer mit seiner erhabenen
Ruhe, seinem wechselvollen Wellenspiele, seinem erschütternden Wüten, und dieser Umstand
macht Rügen wie Helgoland zu einer der landschaftlich schönsten Stätten unseres Vaterlandes.
von der Odermündung an beginnt die deutsche Haffküste (S. ^0), wo flache Strand-
säume und dünenbesetzte Nehrungen mit steilen Klippen wechseln. Wie an der Nordsee, so
sind auch hier die wichtigsten Rüstenstädte an die Mündung der großen Flüsse gebunden; sie
sind die natürlichen Ein - und Ausgangspsorten der betreffenden Flußgebiete und waren schon
in den Zeiten der Hansa die Träger des Verkehrs in der Ostsee. Der Blüte Stettins (^0,000
Einwohner), das sich in der jüngsten Zeit zum ersten deutschen Ostseehasen emporgeschwungen
hat, kommt ganz besonders die Nachbarschaft der gewaltig aufstrebenden, bedürfnis- und
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436
Viii. Die Staaten und Kolonien.
Finschhafen (f. untenstehende Abbildung) wurde als erste Niederlassung der Gesellschaft im
November 1885 begründet und diente als Sitz der Verwaltung bis zun: März 1891. Sie lag
gegenüber der Halbinsel Nngidn ans dem Gebiet von Salangkana, an der gegen Neupommern
vorspringenden Halbinsel, und hatte sich bereits 1888 sehr vorteilhaft entwickelt. „Ein solches
Bild der Ordnung, der Sauberkeit, des fleißigen und erfolgreichen Schaffens hatte ich", bemerkt
H. Zöller ^Deutsch-Neuguiuea'), „nach den in Australien gehörten Schilderungen nicht erwartet.
Im Hafen herrschte reges Leben. Eine große Anzahl in frischem Weiß angestrichener, von braunen
Miokefen geruderter Boote verkehrten zwischen den drei Dampfern Isabel', ,Ottilie' und ,Samoa',
den zwei sehr viel größeren Segelschiffen Mmeralda' und ,Florence Danvers' sowie der Hnlk
,Normet', welche durch eine eiserne, ein Schienengeleise tragende Brücke mit dem Festlands in
Die Station Finschhafen in Deutsch-Neugninea. (Nach Photographie.)
Verbindung gesetzt wurde. Und wie erst freute ich mich, als ich das Land betrat, als ich das
kleine, die Gebäude der Zentralstation Finschhafen tragende, durch einen Damm aus Koralleu-
blöcken mit dem Festlande in Verbindung stehende Jnselchen Madang, als ich die reizende, einem
wohlgepflegten Garten gleichende Halbinsel Salangkana, wo sich das stattliche Haus der höchsten
Beamten und die Geschäftsräume der Landesverwaltnng befinden, durchwanderte, als ich zu den
inmitten vou Gärteu und Pflanzungen liegenden, in ihrer Gesamtheit ein kleines Städtchen dar-
stellenden Privatwohnungen südlich von Salangkana, als ich zum Hospital, deu Arbeiterhäusern,
dem großen Viehpark itnb der selbst zu kleinen Schiffsausbesserungen benutzbaren Reparatur-
werkstätte hinauspilgerte. Welcher Gegensatz zu der greulichen Unordnung am Kongo, welcher
Gegensatz zu den neu eutstaudeueu Ortschaften im Norden Australiens." Eine bei ungewöhnlich
tiefem Wasserstand ausgebrochene Malaria-Epidemie, der der Generaldirektor, der Arzt und
neun Augestellte zum Opfer fielen, machte im März 1891 der Ansiedelung ein Ende, die Zentral-
Verwaltung wurde provisorisch uach Stephansort, dann nach Friedrich - Wilhelms - Hafen über-
tragen und auch die im April 1887 begründete Pflanzungskolonie Butamng eingezogen.
Noch iu demselben Jahre erlitt dasselbe Schicksal Hatzfeldt-Hafen. Diese Ansiedelung
war bereits im Dezember 1885 au der Küste halbwegs zwischen Kap Eroisilles und dem Kaiserin-
Probeseite ans Sievers' „Australien".
1897 -
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Xii. Großbritannien.
zu. An seinen Ufern liegt Sparta (S. ^60) zwischen Grangen- und Zitronenhainen, Maul-
beerbäumen und Platanen, im Westen begrenzt von den senkrechten Wänden des Taygetus-
gebirges (s. Abbildung).'
Drei große Golse greisen von Süden her in den Peloponnes ein und erschließen das Land
dem Verkehr. Ganz wesentlich begünstigt wird der Seeverkehr Griechenlands aber noch durch
die Menge größerer und kleinerer Eilande, die gewissermaßen eine natürliche Brücke zwischen
Europa und Asien bilden. Die bedeutendste Insel ist Kreta (5. J6jq mit seinen unzugäng-
lichen Felsenhöhen, in denen das dinarische Gebirgssystem nach Asien hinüberzieht; vulkanischen
Ursprunges ist Santorin (5. Jöjq.
Xii. Großbritannien.
3m Zeilalter der großen Entdeckungen, als spanische Tonquistadoren die Unterwerfung
zweier Erdteile unternahmen und spanische Fahrzeuge die Meere beherrschten, nannte man Spa-
nien „das Nuder Europas". N)ie hat sich dies seither geändert! Die spanische Flotte ist nur
noch ein schwacher Abglanz ihrer einstigen Größe, die meisten und wichtigsten Kolonien haben sich
srei gemacht von dem selbstsüchtigen Ausbeutungssystem des Mutterlandes, die übrigen ringen
zur Zeit in einem Verzweiflungskampfe um ihre wirtschaftliche und politische Freiheit, andere
Seemächte sind emporgekommen. Wer heute das Ruder Europas, ja der Welt führt, das
erkennt man am deutlichsten auf einer Fahrt von der Themsemündung landeinwärts, der Haupt-
stadt Englands entgegen.
Überaus anmutig ist der Ausblick aus das blühende Land, das sich an beiden Ufern des
mächtigen Stromes hindehnt. Auf den smaragdgrünen, samtartig glänzenden Wiesen weiden
schöne Rinder, freundliche Ortschaften grüßen herüber. Aus der Themse aber wimmelt es von
Fahrzeugen aller Art, die teils nach London gehen, teils dem offenen Ozean zustreben, teils
den Verkehr der beiden Flußufer vermitteln. Wir kommen an Woolwich vorbei, wo die großen
Kanonengießereien und Vorratshäuser sür die englische Flotte sind, dann an Greenwich mit
seiner berühmten Sternwarte. Die Wiesen und Haine an den Usern werden jetzt seltener und
kleiner, dagegen die Däuser, Villen und Magazine häusiger; noch eine Biegung des Stromes,
und vor uns liegt das unermeßliche London, dessen Einwohnerzahl der des Königreichs
Bayern gleichkommt. Endlos, meilenweit, sinn- und blickverwirrend, dehnt sich Haus an Haus,
Straße an Straße, und über dem Gewimmel der gleichförmigen Dächer erheben sich die
mannigfachen Monumentalbauten der Stadt. Wir sind im Eastend, der eigentlichen Laasen-
stadt Londons. Fast in einer Länge von zwei Stunden ziehen sich die Docks hin, jene großen
künstlichen Wasserbecken, die von fünf- bis siebenstöckigen Warenhäusern eingeschlossen sind.
Das Eastend ist zugleich das größte Arbeiterviertel Londons.
Das User des Flusses weiter verfolgend, erreichen wir am Tower, dem alten Staatsge-
fängnisse, die City, den ältesten Teil der Stadt und den Hauptsitz ihres kaufmännischen Lebens.
Hier überspannt die London-Bridge mit ihrem sabelhasten Verkehr den Fluß, hier liegen die
Bank von England, das erste Kreditinstitut der Welt, das Hauptpostamt, das täglich über
eine Million Postsendungen befördert, die Börse und zahllose Geschästslokale, Banken, Ver-
sicherungsanstalten und dergleichen. Ein brausender Menschenstrom ergießt stch jeden Morgen
von den äußeren Stadtteilen gegen die Tity, die fast nur aus Geschäftsräumen besteht, und bis
in die Nachmittagsstunden geht die Bewegung des städtischen Lebens dorthin. Von 3 Uhr ab
beginnt der Rückstrom nach dem Westen, und gegen Abend wird die Tity leer. Aus dem Ge-
räusche des Welthandels flüchtet sich der Kaufmann nach dem stilleren Westend, dem Stadtteil
der „oberen Zehntausend". Große Parkanlagen dehnen sich hier aus, Alleen umsäumen die
Straßen, Paläste, Klubhäuser und Theater zeugen von dem Reichtums seiner Bewohner. Hart
an der Themse erhebt sich das stolze Parlamentsgebäude (S. \ 62), der stchtbare Ausdruck der
Macht, den die Volksvertretung in England und nicht bloß dort allein ausübt, und dahinter ragen
die Türme der Westminsterabtei (s. Abbildung) auf mit den Gräbern der englischen Könige,
Staatsmänner, Feldherren, Dichter und Denker. Im Buckingham- Palast wohnt die Königin.
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^8 Xiii. Skandinavien.
(333,000 Einwohner), die alte schottische Königsstadt in malerischer Lage. Reicher gegliedert
als die Gstküste Schottlands ist seine fjordenreiche Westküste, die von zahlreichen Inselgruppen
umschwärmt wird. Unter diesen ist die Insel Staffa mit der Fingalhöhle (5. J68), die das
Meer zwischen senkrechten Basaltsäulen ausgewaschen hat, besonders berühmt geworden.
Xiii. Skandinavien.
Als der Weltenschöpfer sein Lieblingsgestirn, die Erde, vollendet hatte und des gelungenen
Werkes sich freute, so erzählt eiue uralte lappländische Sage, da gedachte der üble Teufel dies
Werk zu vernichten. Damals noch unter den Erzengeln und Seligen hausend, flog er hinauf
in den siebenten Himmel und schleuderte einen gewaltigen Stein hinab auf die in jugendlicher
Schönheit prangende Erde. Doch noch zur rechten Zeit gewahrte der Schöpfer das ruchlose
Beginnen und sandte einen Erzengel ab, dem Unheil zu steuern. Es gelang ihm, das Land
zu sichern, und donnernd stürzte der ungeheure Felsblock ins Meer, so daß von dem gewaltigen
Falle die Schale des Steines zertrümmert wurde und Tausende von Splittern zu seinen Seiten
ins Meer sanken, teilweise noch über dasselbe hervorragend, nackt und kahl, wie der Kern selber.
Da erbarmte sich Gott, und in seiner unendlichen Güte beschloß er, auch dieseu öden Felsblcck
zu beleben. Aber die Fruchterde war versiegt in seiner Hand und nur noch ein Weniges über-
geblieben. So die Sage. Der Stein, den der Teufel warf, ist Skandinavien, die Schalen-
trümmer, die zu beiden Seiten ins Meer fielen, sind die Schären, die in bunten: Kranze die
Halbinsel umgeben, die Risse und Sprünge, die er erhielt, sind die Fjorde und Thäler des
Inneren, die Brocken belebender Erde bilden das wenige fruchtbare Land, das Skandinavien besitzt.
Diese kindliche Sage schildert in wenig Worten mit wunderbarer Treue den Natur-
charakter der großen nordischen Halbinsel. Unmittelbar aus den grünen Fluten der Nord-
see erhebt sich steil ansteigend das alte, stark gefaltete Urgebirgsmassiv, in das die Fjorde als
schmale, langgestreckte und steilwandige Buchten mit vielen Verzweigungen einschneiden. An
dem großen Meereseinschnitt, der Norwegen von Schweden im Süden trennt, liegt ganz ver-
einzelt der Fjord von Thristiania, \00 km lang (£>. \68). Die Einfahrt in denselben, wie
überhaupt in einen norwegischen Fjord, ist ein schönes landschaftliches Schauspiel, das immer
neue Szenerien entrollt. Ansehnliche Berge bis zu einer Höhe von 900 m umsäumen den Ho-
rizont; die nächsten Ufer bilden sanfte, vielfach mit Nadelwald geschmückte Hügel. Bald taucht
zur Linken die Hauptstation der norwegischen Kriegsflotte, Karl Johanns Voern, auf. Dann
ändert sich die Szene. Der Fjord wird von steil aufragenden Felsen eingeengt, und der Dampser
steuert an der auf Inseln gelegenen Festung (Dskarsburg vorbei, deren Batterien den Eingang
zur uorwegischen Hauptstadt sperren. Noch einmal erweitert sich der Fjord, Schwärme von
niedrigen Eilanden durchsetzen die grüne Flut, freundliche Villen umsäumen das Gestade, end-
lich wird die Stadt selbst sichtbar, überragt von dem hochgelegenen königlichen Schlosse und
umkränzt von einem Zirkus prächtig bewaldeter Berge. Zu Anfang dieses Jahrhunderts
war Thristiania ein kleiner Küstenort von kaum 9000 Seelen, heute zählt die Stadt J 50,000
Einwohner, und ihr Hasen gewährt ein lebhafteres Bild als die Reede von Kopenhagen.
Die norwegische Hauptstadt liegt im Mittelpunkte wichtiger Land - und Wasserstraßen. West-
wärts führt die Straße nach Telemarken, ostwärts nach Schweden, den Glommen aufwärts
über das Dovrefjeld nach Drontheim.
Bei Stavanger beginnt dann die reiche Gliederung der norwegischen Steilküste, die für
Europa das ausgezeichnetste Beispiel einer Steil- und Klippenküste ist und erst mit dem Nord-
kap auf der Insel Magerö (S. (69) unter dem 7\. Breitengrade endet. Aber nicht bloß land-
schaftliche Reize zeichnen die norwegischen Fjorde aus. Hier ist das Klima dank der wohlthätigen
Einwirkung des Golfstromes auch im Winter mild, hier bietet das Meer dem Menschen seine
unerschöpflichen Reichtümer dar, hier sind die Eingangspforten zum Inneren des Landes.
Daher hat sich in diesen Buchten die Schiffahrt schon frühzeitig entwickelt, und die Hauptorte
1901 -
Leipzig [u.a.]
: Bibliogr. Inst.
- Autor: Geistbeck, Alois
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
^0 Afrika.
teils der Wunsch, sich die Kraft der gefallenen Gegner anzueignen, teils religiöse Regungen,
teils auch Blutgier. Die Mangbuttu sollen alle ihre Toten verzehren.
Bei Thartum, wo der W e i ß e N i l sich mit dem schlammreichen B l a u e u N i l, der aus dem
Hochlande Abessinien kommt, vereinigt, beginnt der Mittellauf des Nils durch die Landschaft
Nubien, eine breite, granitene Felsenschwelle, die der Strom in schäumenden Katarakten durch-
bricht und dadurch eine ganz eigenartige Welt voll großartiger Landschaftsszenen in die Wüste
zaubert. Wasserfälle, die ja jede Schiffahrt unmöglich machen, fehlen; aber nur höchst mühsam
winden sich die flachen, eigens für die Stromschnellen gebauten Boote durch die Klippen, zwi-
schen denen brausend und donnernd sich die Wogen des Stromes drängen. Die Bevölkerung,
die das Land der Katarakte und des ägyptischen Sudan bewohnt, die Nubier (S. Z3^), zeigt
eine deutliche Mischung von hamitischen (altägyptischen), semitischen (arabischen) Elementen
und Negern und unterscheidet sich durch Hautfarbe, Sprache, Sitte und Lebensweise scharf vom
Ägypter, wiewohl beide zu Mohammed beten. Freiheitsliebend wie alle Söhne der Wüste haben
sie nicht allein mit den Pharaonen und Römern, sondern auch mit Türken und Arabern, den
Herrschern des neuzeitlichen Ägypten, tapfer gekämpft und sich erst nach langem Ringen unter
Anführung eines fanatischen Priesters, des Mahdi, von dem Drucke der ägyptischen Herrschaft
befreit, freilich nur, um einem noch schlimmeren Despotismus zu verfallen. T hart um (S. \50),
der Hauptsitz des Handels im Sudan, der sich auf Straußfedern, Elfenbein, Kautschuk und
Edelsteine erstreckt, zählt 60,(Xx) Einwohner, ist aber seit der Mahdiherrschaft, die alle Handels-
beziehungen unterbrochen hat, in Verfall.
Bei Assuan, in dessen Nähe die palmenreiche Insel Elefantine liegt, der südlichste Hafen
des alten Ägypten, in dem die aus dem Innern Afrikas kommenden Waren, insbesondere das
schon damals hochgeschätzte Elfenbein, aufgestapelt wurden, enden die Katarakte und mit ihnen
die felsige Wüste, und der Strom, genährt von den wasserreichen Seen und den reichen Nieder-
schlügen in den Gebirgen seines Auellgebietes, durchmißt nun die 2)(—30 km breite Niederung
Unterägyptens, die weite grünende und blühende Gase, ein wahrhaft beseligender Anblick
für den aus dem wüstenhaften Süden kommenden Reisenden. Alljährlich in der Zeit vom Juli
bis Oktober wird diese Niederung vom Flusse überschwemmt, wenn zur Zeit des höchsten Son-
nenstandes im Auellgebiete die tropischen Regen fallen. Zahlreiche Kanäle leiten das kostbare
Naß in die entferntesten Teile, und aus der zurückbleibenden fruchtbaren Schlammschicht, die
keines Pfluges bedarf, sondern nur der Aussaat, keimt hundertfältige Frucht. Weizen, Mais,
Reis und Hülsenfrüchte werden in großen Mengen gebaut, Baumwolle, Zuckerrohr und Datteb
palmen gedeihen vortrefflich.
Wie in Indien, Thina und Mesopotamien erblühte hier auf der Grundlage des Acker-
baues eine uralte, vielleicht die älteste Kultur der Menschheit, und überall zeigen Ruinen ver-
fallener Städte, wie Theben und Memphis, und mitten aus der Wüste aufragende Bauwerke,
wie die Pyramiden (S. \3^), die Grabdenkmäler alter ägyptischer Könige, die Sphinxe u. a.,
von dem Glänze längst vergangener Zeiten. Nach jahrhundertelangem Verfall beginnt das
Land unter englischer Leitung sich wieder zu heben, und im letzten Jahre haben die Engländer
auch einen bedeutungsschweren Vorstoß gegen Nubien unternommen, um die wichtige Nilstraße
wiederum dem allgemeinen verkehre zu gewinnen.
Ägypten ist das dichtest bevölkerte Land Afrikas und zählt jetzt 7 Millionen Einwohner.
Seine Bewohner sind teils Nachkommen der alten Ägypter, also Hamiten, wie die ägyptischen
Bauern, die mohammedanischen Fellachen und die christlichen Kopten (S. ^3h), meist Kauf-
leute in den Städten, oder eingewanderte Araber und Türken, oder endlich Schwarze aus dem
Sudan. jan der Stromgabelung, zunächst der alten Königsstadt Memphis, liegt die heutige
Hauptstadt Ägyptens, Kairo, die Residenz des Thedive, mit ^00,000 Einwohnern, eine echt
orientalische Stadt mit einem wundersamen Völkergetriebe. Alexandria an der Küste
(230,(Xx) Einwohner) verdankt seine Bedeutung dem Verkehre, der sich zwischen Europa und
den asiatischen Ländern über Ägypten bewegt. Dieser hat hauptsächlich durch die Eröffnung
des Suezkanales (\869) einen großartigen Aufschwung genommen.
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^2 Afrika.
7>as Gebiet des atlantischen Abfalls, Scrteqambieit, die Sierra Leoneküste mit der
gleichnamigen britischen Kolonie (Hauptstadt Freetown, 30,000 Einwohner, S. ^3), endlich
Gbergninea sind trotz der schweren Zugänglichkeit der flachen, öden und sandigen Rüste infolge
der furchtbaren Brandung (Talema, S. ^3) schon seit ein paar Jahrhunderten von Franzosen,
Engländern und Portugiesen kolonisiert worden, zu denen sich seit ^88^ auch die Deutschen
gesellten. Mit großer Energie haben hier die Franzosen ihren Besitz in den letzten Iahren ver-
größert, freilich zumeist in Steppen- und Wüstengebieten, während die Engländer die frucht-
barsten Teile des Sudan innehaben. Das britische Lagos (S. \^) ist der wichtigste Handels-
platz an der ganzen Küste und Hauptstapelplatz sür palmöl. Dieses sowie die hauptsächlich in
Senegambien angebaute Erdnuß, die gleichfalls Gl liefert, vorzüglich zur Bereitung von
Seifen, Stearinkerzen :c., bilden die Hauptaussuhrgegenstände. Daneben kommen in Betracht
Gold, Elfenbein und Kautschuk. Togoland an der sandigen, durch lange Nehrungen und
heftige Brandungen schwer zugänglichen Sklavenküste ist das kleinste der deutschen Schutz-
gebiete; dennoch ist der Jahresumsatz der Handelsplätze Lome, Bagida und Klein-j)opo nicht
unbeträchtlich, er beläuft sich für Lome allein auf nahezu J Million Mark.
Ungleich wichtiger ist die südlich von der Nigermündung im innersten Winkel des Golfes von
Guinea gelegene Koloniekamerun mit dem vulkanischen Kamerungebirge, dem weithinschauen-
den Wahrzeichen des Landes (3960 m). „Aus der Niederung graugrüner Mangrovedickichte",
so schildert Hans Buchner die Rüstenlandschaft, ,,taucht das feste Land empor mit einem \0 m
hohen, roten Steilrand. Damit beginnen zugleich die Dualladörfer, um etwa auf Jo km Länge
nicht mehr aufzuhören. In ununterbrochener Reihe und nur abgegrenzt durch kaum bemerk-
bare Decken, folgen einander Bellstadt, Akwastadt, Didostadt und wie sie alle heißen die vielen
Städte der großen und kleinen Häuptlinge, bis schließlich hinter einem größeren Zwischenraum
sreier Wildnis das Land der Wuri beginnt. Dabei handelt es sich aber nicht um geschlossene,
enggebaute Grte, sondern mehr um Haine von Gl- und Kokospalmen mit Anpflanzungen aller
Art, in welche die Kütten der Duallaneger anmutig eingestreut sind." Wiewohl der Boden
von Kamerun überaus fruchtbar ist und mit Erfolg Kakao, Kaffee und Tabak gebaut werden
kann, ist Kamerun vorerst noch durchweg Handelskolonie, von der in erster Linie Gummi,
dann Elfenbein, Palmöl und palmkerne ausgeführt werden. Das Klima ist der reichen Nie-
derschläge wegen ungesund. Der Mittelpunkt des Handels ist Kamerun am gleichnamigen
Flusse, wo auch der deutsche Gouverneur seinen Sitz hat und zahlreiche Faktorien sich befinden.
Am Fuße des Kamerungebirges liegt die Missionsstation Viktoria (S. ^), in deren Umgebung
die ersten Plantagen angelegt sind.
5. Daf Kongogeüiet und die Wüste von Oiederguinea.
Südwärts vom Sudan erhebt sich nahezu die gesamte piateaumaffe des Erdteils rasch
zur doppelten, ja fast dreifachen Höhe Nordasrikas, zu dem J000—^00 m über den: Meeres-
niveau liegenden Hochasrika. In dieses ungeheure, großenteils aus alten Gesteinen (Gneis
und kristallinischen Schiefern) zusammengesetzte Tafelland ist das große Becken des Kongo
eingesenkt, dessen Höhe durchschnittlich auf etwa ^00 m anzunehmen ist. Der Boden dieser
weiten Mulde senkt sich gegen Norden und Westen, und so wälzt der Nieseustrom seine gesamte
Wassermasse zuerst nordwärts, an Nsangwe (S. vorüber, dem Hauptsitze des arabischen
Einflusses in Zentralasrika, um dann in der Breite des Äquators durch die sogenannte nord-
äquatoriale Wasserscheide anfänglich gegen Westen, dann sogar gegen Südwesten abgedrängt
zu werden. Wo der Strom und seine nördlichen wie südlichen Zuflüsse vom Hochrande zur
Beckensenke herabsteigen, entstehen gewaltige Fälle, eine den afrikanischen Flüssen überhaupt
zukommende Eigentümlichkeit, die im Stufenbau des Tafellandes begründet ist. Sie stören
den Schiffsverkehr ungemein und waren jahrhundertelang ein Haupthindernis der Er-
schließung Innerafrikas. Unterhalb der Stanley-Fälle unter dem Äquator, wo der Fluß in sie-
den Katarakten von ^75 m auf ^30 m fällt, wächst seine Breite riesenhasr (von 730 m auf
^000 m), und als ein langsam fließender, inselreicher Strom durchzieht er nun tropische Ur-
waldgebiete, die größten, die man in Afrika kennt. Aus dieser 900 Meilen langen Strecke, deren
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Die Andenländer. Die östlichen Länder von Südamerika. 65
stoffgehaltes wegen für die Landwirtschaft so kostbaren Thilisalpeter, der in großen Mengen
ausgeführt wird.
Doch auch diese Schätze vermochten bisher ein Aufblühen der wirtschaftlichen Verhältnisse
der Andenländer nicht hervorzurufen, von den einstigen Indianerkalturen sind heute nur noch
Spuren vorhanden. Noch immer leben aber hier vorwiegend Indianer, die im Osten des
Gebirges noch vielfach frei sind, in dem den Europäern zugänglicheren Westen dagegen als
Arbeiter im Felde und bei dem Bergbau dienen. Die Kreolen (Eingeborne von rein euro-
pätschetn Blute) sind in der Minderheit, nur im südlicheren Gebiet überwiegt die weiße Be-
völkerung. Dort findet sich auch der bestgeordnete Staat, die Republik £hile, mit regem
Ackerbau und Bergbau, lebhaftem Handel und aufblühender Industrie. Die übrigen Staaten
zeigen dagegen größtenteils traurige Zustände der Verwahrlosung und des Versalls. Sämt-
liche Staaten sind aus einstigen spanischen Kolonien hervorgegangen.
ii. Die östlichen Länder von Südamerika.
Die östlichste Kette der columbianischen Kordillere zieht, indem sie fortdauernd niedriger
wird, nach Venezuela hinüber, wo sie einerseits zur Küste, anderseits zu den Llanos des
Orinoco abfällt. „Überschaut man von diesen Bergen die weiten Ebenen", erzählt Wilhelm Sie-
vers, „sowird der Blick durch ein reiches Grasmeer gefesselt, worin außer den Baumgruppen
nur hier und da am Wege sich vereinzelte Gehöfte hervorheben. Zur Regenzeit prangen die
Gräser in Hellem Grün und die Stauden in sehr vergänglicher Blütenpracht, aber in der Nähe
der Flüsse dehnt sich eine weite, gelbliche Wasserwüste, über welcher der einförmig graue Gimmel
lagert. In der Trockenzeit wird das hohe Gras dürr, tot und öde die Ebene. Die Rinder-
Herden, die sie sonst beleben, sind dann nach Süden in die Nähe der großen Zuflüsse des Cdri-
noco gezogen; die Luft ist oft derartig mit Staub erfüllt, daß die Sonne wie durch Nebel scheint,
die Flüsse sind eingeschrumpft, kleinere Wasserläufe in Reihen von Tümpeln verwandelt oder
ganz ausgetrocknet, ja selbst um die Gehöfte herum verdorren alle Anpflanzungen, falls sie nicht
künstlich bewässert werden. Tiefer in den Llanos finden sich nicht selten palmbestände, die Fluß-
ufer werden meist von niedrigem, dichtem, mauerförmigem Walde eingenommen." Der ge-
waltige Strom, der die weiten, baumarmen Ebenen durchzieht, wird erst unterhalb der Ein-
mündung des Rio Meta schiffbar, denn oberhalb dieser Stelle durchsetzt sein Bett ein Granitriff,
wodurch die berühmten, von Alexander von Humboldt so unvergleichlich geschilderten Kata-
rakte von Maipüres und Atures gebildet werden. Venezuela betreibt vorwiegend Bodenwirt-
schaft. In den tropischen Niederungen und Gebirgsabhängen wird hauptsächlich Kaffee, dann
Baumwolle und Zuckerrohr gebaut, in den Llanos dagegen Viehzucht getrieben.
vom Oberläufe des Orinoco führt ein natürlicher Wasserweg, der Tassiquiare, die be-
rühmteste Bisurkation der Erde, in das Tiefland des Amazonas. Dieses war einst, wie die
Tiefebene des Po und des Ganges, ein gewaltiger Meerbusen zwischen Guayana und Brasilien,
der allmählich durch das sich vorschiebende Delta des Flusses ausgefüllt wurde. Meerartig
(daher der Name Maranon — rnare a non, Meer oder nicht) dehnt sich die ungeheure Süß-
wassermasse an der Mündung nach allen Seiten aus, nur durch ihre lehmgelbe Farbe vom
blaugrünen Ozean unterschieden, aber nicht minder große Wogen austürmend wie dieser; nur
ab und zu erscheint bei der Fahrt im Norden der lange, dunkle, waldige Küstensaum der nie-
deren Insel Marajo und im Süden das etwas höher gelegene festländische Ufer. Während
eines großen Teiles des Jahres sind die Ufer des Amazonas und seiner großen Seitenströme,
die unsern Rhein übertreffen, vom Hochwasser überflutet, und dies bedingt im verein mit den
außerordentlich hohen Niederschlagsmengen die Üppigkeit der Waldvegetation. „Line Boot-
fahrt durch den überschwemmten Wald gehört zu den wunderbarsten Natureindrücken in dieser
eigenartigen Welt. Hier entfaltet sich die Vegetation der äquatorialen Hyläa in unermeßlicher
Fülle und Üppigkeit, wie sie dem Europäer immer wieder neu, fremdartig und wunderbar
erscheint. Hat man sich im Boote mühsam durch die prächtigen Fächerrohre und Taladium-
A. Geistbeck, Bilder-Atlcis zur Geographie der außereuropäischen Erdteile. 5